Arm und reich leben in Süd­afrikas Metro­pole Johan­nes­burg dicht anein­ander. Neben einem schmuck­losen Hoch­haus steht eine von dicken Mauern umge­bene pis­ta­zi­en­grüne Villa. Ein schwarzes Tor ver­deckt den Blick zur Ein­gangstür. Von innen gleicht das Gebäude einem Museum für Welt­ge­schichte. Dra­chen- und Bud­dha­skulp­turen zieren die Räume, an den Wänden hängen zahl­reiche Bilder – unter anderem von Nelson Man­dela und Franz Becken­bauer. An der Seite der beiden Licht­ge­stalten zu sehen ist: Ernst Mid­den­dorp. Zusammen mit seiner Frau Bronwyn, einer Süd­afri­ka­nerin, hat er ein Kame­ra­team des NDR zu sich nach Hause ein­ge­laden. Man müsste eigent­lich ein paar Punkte machen, um zu zeigen, wo man schon überall in der Welt gewesen ist“, sagt Mid­den­dorp, wäh­rend er eine Welt­karte in der Ein­gangs­halle betrachtet.

25 Ver­eine in neun Län­dern hat Mid­den­dorp trai­niert. Mehr als 15 Jahre hat er in Süd­afrika gear­beitet, wo bis heute sein Lebens­mit­tel­punkt ist. Auf der Straße wird Mid­den­dorp, der 2006 als best­ge­klei­deter Mann des Landes aus­ge­zeichnet wurde, um ein Selfie gebeten. Man kann sagen, dass ich mir diesen Bekannt­heits­grad erar­beitet habe“, sagt der gebür­tige Ems­länder. Da kann man auch ein biss­chen stolz drauf sein.“ In einer 30-minü­tigen Doku­men­ta­tion hat der NDR das bis­he­rige Lebens­werk des pola­ri­sie­renden Trai­ners erfasst. Dabei offen­bart sich vor allem eines: Mid­den­dorp genießt es, gefeiert zu werden – und tut das zur Not auch selbst. Doch was halten andere Per­sonen von ihm?

Mid­den­dorp? Eine Erschei­nung“

Wenn jemand sagt: Mid­den­dorp ist so arro­gant’, beweist das eigent­lich, dass man ihn nicht kennt“, erzählt Mid­den­dorps lang­jäh­riger Freund Gregor Menger, als beide zusammen auf der Ter­rasse seines Hauses in Lohne sitzen. Mid­den­dorp schmun­zelt und nimmt einen tiefen Schluck aus seiner Kaf­fee­tasse. Ich will ihn nicht zu sehr in Schutz nehmen, seine Macken hat er ja schon“, sagt Menger. Mid­den­dorp lacht laut auf. Viel­leicht habe ich ein biss­chen diesen senior-arro­ganten Touch per Natur“, gibt er zu. Eine Lobes­hymne auf den Prot­ago­nisten hält auch Chris­tian Veng­haus, Leiter des Museums von Arminia Bie­le­feld: Der Begriff Kult wird über ihn gestülpt, zele­briert, gelebt. Das ist eine Erschei­nung.“ Mid­den­dorp hört andächtig zu: Danke“, sagt er und hält kurz inne. Das freut einen dann doch.“

In Bie­le­feld ver­ehren sie den 65-Jäh­rigen bis heute. 2005 wurde er zum Jahr­hun­dert­trainer des Ver­eins gewählt. Diesen Titel kannst du dir nicht erkaufen, den kannst du dir nicht erar­beiten, den musst du dir ver­dienen. Das ist schon mäch­tiger Stolz“, sagt Mid­den­dorp mit belegter Stimme. Seinen Ruf als Kult-Trainer ver­edelte er durch Aben­teuer im Aus­land: Süd­afrika, Ghana, Iran, China, Zypern, Thai­land, Äthio­pien und Tan­sania. Ich mag Her­aus­for­de­rungen, ich mag Pro­jekte, ich mag, wenn etwas fast über­haupt nicht machbar ist“, erzählt er. Mid­den­dorp steht auf dem Rasen des Soccer City Sta­diums in Johan­nes­burg. Hier gewann Spa­nien 2010 das WM-Finale – und hier bestritten die Kaizer Chiefs, Süd­afrikas erfolg­reichster Fuß­ball­verein, vor rund 90.000 Men­schen so man­ches Top­spiel. Das waren Schlachten“, schwelgt Mid­den­dorp. Von Erfolg gekrönt war zuletzt aber kaum eine seiner Sta­tionen.

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